Unsere Referenzen der Wohngruppe Perspektive

Liebes „Perspektiven“-Team,

nach fast 13 Jahren und dem entsprechenden Abstand vom CJD und glücklicherweise weitestgehend auch von der Krankheit will ich euch Danken für das anstrengende, aufregende und schöne Jahr, was ihr gemeinsam mit mir durchstehen musstet.

Rückblickend sehe ich auf das Jahr in der Wohngruppe und anschließend im Internat mit vielen Höhen und Tiefen zurück: Die anfängliche evtl. naive Euphorie, dass jetzt die Krankheit besiegt wird, wurde schnell mit der Realität gedämpft und mit der Einsicht, dass ihr „nur“ unterstützen könnt aber der Kampf durch mich bestritten werden muss. Ihr habt mir allerdings genau den richtigen Rahmen geboten, um bestmöglich von der Krankheit loszulassen. Für mich war das Konzept von klaren Essensstrukturen am Anfang und in schwierigen Zeiten, wie in der Klinik, und anschließender Lockerung ein perfekter Übergang in die Normalität. Der Abstand von Familie, Freunden und meinen eigenen aufgebauten (meist krankhaften) Strukturen fiel mir schwer und ich bin froh, dass ihr nicht all meinen Wünschen nach mehr Freiheit nachgegeben habt, die mir aus heutiger Sicht z.T. als eher essgestört getrieben erscheinen. Ich habe dadurch eine objektive Sicht auf „normales“ und „krankes“ Verhalten bekommen, die mir noch heute helfen kranke Verhaltensmuster schnell zu erkennen und zu bekämpfen.

Komplett „Symptomfrei“ zu sein, wie ich es mir gewünscht habe / wünsche, werde ich evtl. nie sein aber das gehört auch einfach zu meiner Persönlichkeit dazu, jeder hat schließlich seine Laster. Aber ich habe vor allem in der CJD‑Zeit gelernt, welche Dinge im Leben wichtig sind und Strategien entwickelt der Krankheit so wenig Raum wie möglich zu geben. Der Alltag wird von anderen Faktoren bestimmt und dafür möchte ich euch danken, dass ihr mir bei diesem wichtigen Schritt geholfen habt.

Meine Mitbewohnerinnen haben sich z.T. bis heute zu sehr guten Freundinnen entwickelt, die mir ein Gefühl von Zuhause gaben und auch in der Zeit danach eine große Hilfe waren in das „normale“ Leben zu starten (was häufig bei anderen auch gar nicht so unbeschwert ist, nur ich hatte Strategien an der Hand, die mir in komplizierten Zeiten halfen damit umzugehen. Vielen Dank auch an meine Flurbewohnerinnen für die gemeinsamen Bad-Zähneputzstunden (selten habe ich danach so lange eine Zahnbürste in der Hand gehalten).

Ireen W. (Mitbewohnerin 2005/2006 Wohngruppe und bis 2007 Internat)

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